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Sächsischer Mt. Everest Treppenmarathon

Sächsischer Mt. Everest Treppenmarathon

… klingt erstmal nicht Spektakulär - aber es ist kein wahrlich einfacher Lauf. Vertretungshalber kam ich in den vergangenen Jahren schon drei mal in den Genuss des Treppenlaufes. Bislang immer in einer Dreierseilschaft wo sich 3 Verrückte Sportler die Distanz aufteilten. 

Der Modus ist folgender: 

39.700 Stufen hoch und runter, 8848 Höhenmeter und 84,39 Km (2 Marathon!), Zeitlimit ist 24 h

… für die ganz „kranken“ geht der Wettkampf noch weitere bis zum Zeitlimit von 24 h wenn die Distanz von 100 Runden vorher geschafft wird. 

Bei einer Dreierseilschaft wird immer durchgewechselt und jeder der 3 Teilnehmer läuft im Schnitt 33 Runden. Man rennt die Runde natürlich schneller aber hat auch viele Pause. Das Szenario des Teamlaufs hatte ich jetzt schon drei mal erlebt und erfolgreich bestanden. Meine Frage war einfach nur: „Wie ist es dort zu laufen? Kann man das schaffen?“. Schließlich sah ich eine Frau in Jeans, einen singenden Läufer oder ein in Rosa bekleideten „Menschen“. So schwer kann das doch dann nicht sein oder? Mit diesem Hintergrund entschied ich mich dann zur Meldefrist entsprechend zum Wettkampf zu melden. Ich wollte einfach nur wissen wie es sich anfühlt und ob man das schaffen kann. 

Das „Training“ konnte beginnen 

Ursprünglich hatte ich große Ambitionen für dieses Jahr. Theoretisch sollte nochmal richtig trainiert werden um beim Hallenmarathon in Senftenberg (Krank gewesen…) gut abzuschneiden, dann die Treppe und im September der Berlin Marathon. Um hier eine zeitliche Verbesserung zu erzielen muss Gewicht runter und Kilometer her. Die guten genetischen Veranlagungen helfen nur noch bedingt und halten den Alterungsprozess nicht auf. Durch ständig neue Kindergarten – Keime war das Jahr nur geprägt von Krankheiten und Erkältungen. Der Shop – Relaunch lies meine Gedanken nicht an Laufen denken. 

Letztendlich habe ich es auf lächerliche 213 Kilometer dieses Jahr gebracht – was ja immerhin 15 Km in der Woche sind.  Zu guter letzt lassen Hamburger, Pizza und Nudeln den Bauch doch nicht schrumpfen…

Der Treppenlauf – lass die Spiele beginnen (Vorbereitung)

Nach einer kurzen Bestandsaufnahme des Kleiderschrankes fand ich mich wenig später mit Kind & Kegel im Decathlon wieder. Happy und mit ein paar wirklich guten Schnäppchen machten wir uns auch schon wieder auf den Heimweg. Nach 2 Tagen meinte der Herr Wettergott dass es exakt zum Treppenlauf nochmal sehr fröstlich wird und es soll schneien? Exakt davor und danach ist das Wetter schön und nur zum Lauf so eine S***. Nochmal zu Decathlon und Primark und alle Schnäppchen mitgenommen. Wie gut das die langen Sachen alle 50% reduziert waren. Ein Traum.

Ein Tag vor dem großen Event packte ich meine 2 großen OBI Klappboxen voll. Keine Ahnung was man nun brauch aber genügend, Essen, Kleidung, Powerbank und ein Schlafsack waren on Board. 

Letztendlich hätte wohl ein Rucksack gereicht! *AHHHHH*

Startschuss – es geht los

Das große Blabla ist vorbei und pünktlich um 16 Uhr fanden sich alle an der Startlinie ein. Mein Outfit von unten nach oben: Adidas Duramo (kauft die Dinger – laufen Top und sind billig!), Kompressionssöckchen, Knielinge vom Radfahren damals, kurzer Hose, Unterhemd, Longshirt und Jacke, Mütze, Buff und Musik im Öhrchen. 

Locker flockig ging es in die erste Runde – oder auch nicht. Irgendwie sprangen alle wild die Stufen runter. So hatte ich bei meinen 8 – Treppenbesuchen doch gelernt jede Stufe einzeln zu gehen! Die Beine sind sonst sofort im Roten Bereich. Das erste mal runter, und die Schleife absolviert ging es wieder die Treppe hoch. Ich entledigte mich meiner Jacke und Handschuhe – es war einfach zu warm. 

Ja was soll ich sagen – Treppe hoch und Treppe runter. Und das jetzt 24 h? Okay! Mir brannten jedenfalls auf den ersten Runden mächtig die Unterschenken beim Hochgehen. Dafür ging es abwärts echt gut. Ich lief wie vorher eingeprägt Stufe für Stufe. Die Rundenzeiten waren anfangs unter 10 Minuten und ich fand mich auf Platz 13 wieder. Was aber an sich vollkommen egal war da das Rennen.. ähm… - noch ein paar Stunden dauern sollte. Nach ein paar Stunden und Runde 25 kam dann das erste Tief. Die Beine Waren komplett im Eimer und ich musste aber jeder Stufe aufpassen keinen Krampf zu bekommen. 

In der Verpflegungszone wo es jede Runde vorbei ging war ein „Buffet“ aufgebaut. Eigentlich kann man sagen das ich mir jede Runde Salzstangen, Gummibärchen, Brühe, Bananen, Weißbrot Schnittchen mit Käse „einverleibte“. An einem Käseschnittchen kaute ich ungefähr eine Runde. Ich versuchte dann aber mit Flüssigkeit das ganze abzukürzen. Eine immer gut gefüllte Trinkflasche hatte ich in der Mitte der Treppe Positioniert. So konnte ich auch den ekelhaften Geschmack der Brühe herunterwürgen. 

Letztendlich muss ich aber sagen dass die Brühe mir sehr geholfen hat die Krämpfe in den Griff zu bekommen! Also trinkt auf jedenfall genug Brühe. Die Gummibärchen waren exzellent und eine Super Ablenkung darauf zu kaufen. Im Mittelteil der Distanz 40 – 60 Runde ging es nochmal richtig gut. Die Beine wurden irgendwie besser und überhaupt lief es in der Nacht bei mir runder als am Tag. Meine Musik hab ich zwischenzeitlich abgestellt. 

Auf die Zeit habe ich irgendwie garnicht geschaut und bin einfach nur gelaufen und gelaufen. Man muss irgendwie Abschalten und ist einfach nur ein Roboter. Nach 53 Kilometern verabschiedete sich dann der Garmin (Akku alle!). Wie zum Geier schafft Ihr es das Rennen komplett aufzuzeichnen?!

Die schmerzen nahmen aber von Runde zu Runde zu. Alles schmerzt einfach nur. Ich glaube es war die Runde 67 wo ich mich entschloss eine Pause zu machen. Ich glaube ich war schon 12 h oder sowas unterwegs. Es ging ins warme Zelt, ich holte mir ein paar Nudeln und schlang diese runter. Danach ging es ins andere Zelt und ich wechselte einmal im oberen Körperbereich die komplette Garnitur. Dann ging es zum Pipi machen auf´s Dixi und auf die Strecke. Ich glaube das ganze hat mich 12 Minuten gekostet ;)… Also keine Zeit verlieren mit unnützen Pausen. 

Mein Grundgedanke war aber das Pausen absolut schädlich sind. Wer einmal in den Genuss des warmen Zeltes kommt, oder dem ruhig sitzen der will diese S*** Treppe nicht mehr hoch. Ehrlich gesagt war es mein Plan irgendwo in der Mitte eine große Pause zu machen und am Ende ab Runde 70 dann aller 10 Runden weil ich dachte dort komplett am Ende zu sein. Es sollte aber bei einer Pause bleiben 

Ab und an schaute ich jetzt immer mal auf die Monitore mit den Platzierungen und fand mich auf einem relativ stabilen Platz 7 wieder. Es war nicht weit bis Platz 6 aber der Gegner war zu stark und meine Beine zu schwach. 

Man konnte jetzt denken: „Oh nur noch 30 Runden“. Das klingt ja gemessen an den 100 Runden wirklich wenig. Wenn man das in Zeiten hochrechnet demotiviert das aber einfach nur. Bei einer durchschnittlichen Rundenzeit ohne Pausen sind das wahnsinnige 5,5 Stunden die man noch benötigt. Mal davon abgesehen dass man schon über 12 h auf den Beinen ist.

Letztendlich wurden die Beine immer schwerer. Ich kam leider kaum noch die Treppe runter und verlor Berg ab auch mächtig Zeit. Es ging mächtig auf die Knie und irgendwie mussten die geschont werden. Schmerz, Qual und der lange Weg bestimmten die nächsten Stunden. Als die Sonne auf ging kam auch irgendwie der Regen, Schneeregen oder was auch immer. Es war einfach nicht mehr schön und ich persönlich hab mir die Dunkelheit zurück gewünscht. 

In den letzten Runden versuchte ich diverse Techniken um Kräfte zu schonen und anzukommen. Die Beine brannten einfach nur noch. Die Berühmte Zugtechnik Berg – auf kam in abgeschwächter Version ohne „Stufe überspringen“ zum Einsatz, Berg – ab im seitwärtsschritt. Durch den Regen, den glatten Asphalt und meine rutschigen Schuhe ging es für mich nach der Treppe im „Langlaufmodus“ weiter. Einfach mit den Schuhen schlittern – fast kein Kraftverlust ;) Im Übrigen sind meine Sohlen noch Top – obwohl viele um die guten Adidas Duramo besorgt waren. 

Es ging dann wirklich dem Ende zu. Ab Runde 93 bin ich dann 3 Runden mit Jens und Ingo gelaufen. Das war aus meiner Sicht auch nochmal sehr motivierend und abwechslungsreich. Ansonsten verliert man sich leider sehr schnell da jeder seinen Rhythmus hat. Ein paar Runden vor Schluss entdeckte ich noch eine Rutschtechnik für den Abwärtsweg. Sehr effizient und hätte einige Schmerzen erspart und einen Zeitgewinn gebracht. Geht aber mächtig auf die Handgelenke :)

Ja und dann gab es einen Mistelzweig und der ganze Spuck war vorbei – 100 Runden geschafft und völlig am Ende  Mehr Runden muss man nicht laufen – Cindy sollte auch nicht so lange in der Kälte stehen und die Beine meinten auch das es reicht  

Endlich ist der Lauf nachvollziehbar für mich persönlich. Nach 18:45 Dauerbewegung schmerzt alles und wenn man sich überlegt 2 Marathons zurückgelegt zu haben wird einem ganz übel. Es zählt einfach nur der Wille und nichts anderes. Pausen sind aus meiner Sicht absolut kontraproduktiv und der Killer für die Psyche schlecht hin. Kopf ausschalten und durch. Wenn der Körper streikt ist man machtlos. Die Beine und der Kuhmagen haben es zum Glück überstanden.

Ansonsten eine wirklich schöne Veranstaltung wenn man die schmerzen mag und eine Herausforderung sucht. Das Buffet war sehr lecker und die Gummibärchen exzellent :) :) Danke an alle Helfer, Motivatoren und Kinderbetreuer. :) :)

Respekt an alle die sich dort hoch und runtergeschleppt haben – es ist kein Spaziergang!

Tags: Sport, Laufen
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